Chronik
|
Die Vorgeschichte geht bis in das Jahr 1931 zurück. Es war die Zeit der
Notverordnungen. Um dem Erwerbslosen Gelegenheit zu geben, seine
brachliegende Arbeitskraft zur Errichtung eines Eigenheimes nutzbar zu
machen, um dem Kurzarbeiter einen Ersatz für fehlenden Lohnausgleich zu
geben, die Sozial- und Kleinrentner sowie die Kriegsbeschädigten vor der
Verelendung zu bewahren, die ihnen bei einem weiteren Rückgang ihres
Renteneinkommens drohte und um schließlich die noch Vollbeschäftigten
gegen die Gefahr zu festigen, die ihnen aus der seinerzeitigen
Wirtschaftskrise drohten, hat das Kabinett Brüning in seiner 3.
Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen vom 6. 10. 1931
nach vorgängiger eingehender Beratung mit dem Deutschen Städtetag die
„Vorstädtische Kleinsiedlung“ geschaffen. Um die notwendige Einfügung
aller siedlungspolitischen Maßnahmen in die örtlichen städtebaulichen
Pläne der Gemeinden zu gewährleisten, wurde den Gemeinden die
behördliche organisierte Leitung der vorstädtischen Kleinsiedlung
übertragen.
|
Der Stadtrat Selb beschloss, dass als Siedlungsgelände, die zum Gut
„Selber Vorwerk“ gehörigen, östlich der Hohenberger Straße in der Flur
„Bei der Linde“ gelegenen Grundstücke genommen werden. Es wurden
insgesamt 14,666 ha Boden benötigt. Die Parzellierung erfolgte so, dass
auf jeden Siedler rund 1000 qm Grund und Boden trafen. Die Bauarbeiten
wurden in vier Abschnitten durchgeführt und zwar:
|
- Bauabschnitt I vom 18.4. - 24.9.1932 mit 40 Häusern
- Bauabschnitt II vom 7.5. - 18.11.1933 mit 20 Häusern
- Bauabschnitt III vom 28.9. - 6.4.1934 mit 14 Häusern
- Bauabschnitt IV vom 26.3. - 24.10.1934 mit 32 Häusern
|
|
Mit der Entwicklung der Siedlung Süd engstens verknüpft ist diejenige
der Siedlergemeinschaft Selb Süd, was schon in der Natur der Sache
liegt.
|
Die ersten Anregungen zur Gründung der Siedlergemeinschaft datieren vom
Jahre 1932. Im selben Jahr noch wurde der Verein aus der Taufe gehoben.
Es waren 40 Siedler des ersten Bauabschnittes, die sich zu einer
Gemeinschaft zusammenschlossen. Im Zuge der weiteren Bauabschnitte wuchs
der Verein bis 1934 auf 106 Mitglieder. Die Siedler verpflichteten sich
vertraglich, wenigstens 125 Arbeitstagewerke im Wege der Selbst- oder
Nachbarschaftshilfe zu leisten. Folgende Familien gründeten die jetzige Siedlergemeinschaft: Babette Ascherl, Christiane Geiger, Ernestine Thiem, Rosa Rausch, Anna Maier, Marie Schwarzmeier, Theresia Stöhr, Erna Voit, Luise Geier, Nannette Schuller, Friederika Merz, Anna Tröger, Margarete Purucker, Anna Pscherer, Elsa Lippert, Rosa Röder, Margarete Sattler, Agnes Siegert, Berta Schwager, Margarete Hertwig, Trina Müller, Emma Fritsch, Jette Schwamberger, Lina Baumgärtel, Frieda Pöhlmann, Luise Schindler, Rosa Schödel, Anna Käppel, Lina Frank, Anna Schmidling, Wilhelm Ebneth, Karl Braun, Walter Reul, Kurt Reumann, Adam Meyer, Christian Fraas, Georg Bock, Martin Hacker, Wilhelm Edel, Hans Bauriedel, Michael Seidel, Karl Lippert, Max Geier, Hans Weinberger und Martin Seidel.
|
Es war ein steiniger Weg, der da überwunden wurde. Die Sockelsteine für
den Siedlungsbau wurden im alten Steinbruch auf der Dürrloh gebrochen.
In der ehemaligen Ziegelei Werner in Erkersreuth fertigte eine
Siedlerkolonne die für den Bau benötigten Ziegel. Straßen- und Kanalbau
wurden ebenfalls in Eigenleistung vollbracht. Für den Wasserbedarf
wurden vier Brunnen gegraben. Sämtliche Bauarbeiten gingen unter der
Leitung der Baufirmen Georg Grethlein sowie Adler & Drechsler
vonstatten. Die verantwortliche Bauaufsicht lag in den Händen des
Stadtbauamtes Selb.
|
Während des 3. Reiches wurde die Siedlergemeinschaft der Gaugruppe
Bayreuth angeschlossen und erhielt den Namen „Stadtgruppe Selb der
Kleinsiedler e.V.“. Der Vorsitzende wurde in dieser Zeit nicht gewählt,
sondern vom Landesgruppenführer des Reichsbundes der Kleinsiedler
bestimmt.
|
Nach Kriegsende, im Jahre 1945, verlor dieser Verein seine Gültigkeit.
Sämtliche Vereinstätigkeit war verboten. Mit Genehmigung der
Militärverwaltung wurde am 9. März 1946 die Siedlergemeinschaft Selb Süd
neu gegründet.
An die Militärverwaltung musste monatlich ein
Bericht über Einnahmen und Ausgaben, Mitgliederstand mit genauer
Anschrift der einzelnen Mitglieder, sowie ehemalige Mitgliedschaft zur
NSDAP oder angeschlossene Organisationen gemacht werden.
|
Um gemeinsame Interessen besser wahrnehmen zu können, wurde im Mai 1949
von den Siedlergemeinschaften Selb Süd, Selb West, Reuthbergsiedlung,
Böttgersiedlung und Franzensbader Straße ein Siedlungsring gegründet.
|
1952 hatte der Verein bereits 125 Mitglieder und man plante ein
20-jähriges Gründungsjubiläum zu feiern, welches aber nicht zustande
kam.
|
Eine Poststelle mit öffentlichem Fernsprecher wurde 1953 bei der Siedlerfamilie Maier eingerichtet.
Auf 158 Mitglieder war die Gemeinschaft 1957
angewachsen und man beschloss 1958 das 25-jährige Jubiläum zu feiern.
Ein orkanartiger Sturm am Festfreitag hätte das Fest beinahe in Frage
gestellt. Die Siedler hatten alle Hände voll zu tun, damit das Zelt
nicht zu Schaden kam.
|
Mit großzügiger Unterstützung durch die Stadt Selb
(Materialbereitstellung), wurde im Herbst 1959 auf dem Pachtland in
Eigenregie die Scheune gebaut. Hier fand die siedlereigene
Dreschmaschine ihren endgültigen Platz. Auch Stehleitern, Dachleitern,
Dachböcke, Spritzgeräte und der ein Jahr später zum Teil mit
Mitgliederspenden finanzierte Holderpflug, wurden in der Scheune
untergebracht.
|
Im Jahre 1963 tritt die Siedlergemeinschaft die Nachfolge der im Jahre
1945 aufgelösten „Stadtgruppe Selb der Kleinsiedler e.V.“ an und wird
damit eingetragener Verein, was die Ausgabe neuer Satzungen zur Folge
hat. Der Verein nennt sich nun „Siedlergemeinschaft Siedlung Süd e.V.“.
|
Oberbürgermeister Christian Höfer wird 1966 zum Ehrenmitglied ernannt.
1968 beschließt ein kleiner Teil der Siedler, dem
Bayerischen Siedlerbund beizutreten und 1971, bei einem Mitgliedsstand
von 189, waren bereits 61 Mitglied im Bayerischen Siedlerbund.
|
Das 40-jährige Jubiläum 1973 wurde ein voller Erfolg. Das Fest war
organisatorisch bestens vorbereitet, die Siedler wetteiferten mit
Blumenschmuck und Illumination, die Egertaler Blaskapelle sorgte im
vollen 1000-Mann-Zelt für Bombenstimmung und der FC Südring, auf der
Erfolgsleiter ganz oben, kam mit einem zweistelligen Sieg nach Hause,
was die Stimmung nur noch mehr anheizte.
Bei einem Mitgliederstand von fast 200, wovon 170
im Bayerischen Siedlerbund gemeldet sind, dürfen wir 1983 unser
50-jähriges Jubiläum feiern. Bleibt nur zu hoffen, dass unser Verein
auch in Zukunft eine Siedler-„Gemeinschaft“ bleibt.
|
|
|
Der alte Feuerlöschteich im Fichtenweg
|
Festzug zum 25jährigen Jubiläum
|
|
|
|
Festzug zum 50jährigen Jubiläum
|
Im Tannenweg
|
|
|
Der Fichtenweg bei Rausch
|
|
Bilder und Dokumente vom Anfang bis heute
|
|
|
|
|
|
|
|
Rundgang durch die Siedlung mit OB Christian Höfer und Vorstand Max Seidel wegen der angedachten Sanierung der Straßen
|
|
|
|
Gründung des FC Südring Selb
|
|
|
|
Der Gesangverein Heimattreu
|
Die Ehrenmitglieder und Ehrenvorstände der Siedlergemeinschaft mit Vorstand Hans Liebl
|
|